Am 24.6.1915 wurde vom bayerischen Kriegsministerium angeordnet, eine Sanierungsanstalt für die durchziehenden Truppen- und Gefangenentransporte zu errichten, vor allem um dem gefürchteten Fleckfieber (welches durch Kleiderläuse übertragen wurde) entgegenzuwirken. Im Herbst 1915 wurde das Gelände mit 103 Baracken und Hallen zwischen Rosenheim und Kolbermoor eröffnet. Soldaten, welche von der Ost- an die Westfront verlegt wurden, wurden hier – ebenso wie russische Kriegsgefangene – entlaust, mit frischer Kleidung ausgestattet und ihre Ausrüstungsgegenstände wurden desinfiziert, also „saniert“.
1918/19 waren die Soldaten ein wichtiger Faktor der Revolution: In der Sanierung trafen sich unzählige Soldaten, die das Grauen des Krieges erlebt hatten und nun eine bessere Welt wollten. So war die Sanierung als „Revolutionäres Zentrum“ sowohl für Rosenheim als auch für Kolbermoor von Bedeutung. Sowohl Guido Kopp als auch Georg Schuhmann waren wegen der Sanierung in der Region. Welche Bedeutung die Sanierung hatte wird auch am Bürgerputsch deutlich. Als in Rosenheim kurzzeitig die Gegenrevolution an der Macht war, wurde mit der Sanierung ein Waffenstillstand verhandelt. Ende April gab es hier Schießübungen um ggf. die Räterepublik mit Waffen zu verteidigen. Letztendlich wurden aber sowohl Rosenheim als auch Kolbermoor kampflos an die Weißen übergeben. Nach der Räterepublik wurde die Sanierung zur Schaffung von Wohnungen für Notstandsarbeiter und für Industriezwecke verwendet. Aber auch in dieser Zeit gab es hier noch linksradikale Treffen. Ewald Thunig beschreibt, wie er einen illegalen Bezirksparteitag der KPD-Südbayern organisierte: „Da sind alle mit dem Zug gefahren, die habe ich da rüberfahren lassen durch die leeren Felder, nachts. Wir haben uns zusammengefunden und die ganze Nacht durch getagt, auf dem Bezirksparteitag. Die Polizei hat uns damals gesucht. Das war gleich da unten, die ehemalige Sanierung. Eine Gaststätte, die war gesinnungsmäßig auch so orientiert. Und in dieser Gaststätte haben wir Unterschlupf gefunden. Es war etwas ab von den Wohnsiedlungen. Dort haben wir getagt die ganze Nacht hindurch und haben unsere Beschlüsse gefaßt. Und in der Früh haben wir draußen die Landpolizeikolonnen vorbeifahren sehen, auf der Suche nach der Tagung der kommunistischen Partei. Aber gefunden haben sie uns nicht.“
1926 kaufte Georg Aicher das Gelände sowie weitere angrenzende Grundstücke und gründete einen Holzverarbeitungsbetrieb. Wo einst die Sanierung war, ist heute das Gewerbegebiet Aicherpark.