31. März

2019

Zeitumstellung: In der Nacht vom 30.03 auf 31.03. werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Zur Zeitumstellung notiert Erich Mühsam 1916 in seinem Tagebuch:

Eine Schildbürgerei in Idealkonkurrenz mit Niedertracht. Der Bundesrat hat beschlossen, daß vom 1. Mai ab alle Uhren um eine Stunde zurückgerückt werden sollen, damit man angeblich früher aufstehn und früher schlafengehn soll, in Wirklichkeit natürlich, damit man eine Stunde länger Sonne zum Arbeiten hat, also um noch mehr Leistung aus den Massen herauszuschinden. Oder geschieht es vielleicht, um den Krieg abzukürzen? Der wird ja nun wohl eine Stunde früher aus sein!

(Erich Mühsam im Tagebuch am 8. April 1916)

10 Uhr vormittags, aber gestern um diese Zeit war erst 9 Uhr. Damit ist also der liebe Gott um 1 Stunde geprellt. Landauer verteidigte die Einführung der „Sommerzeit“ als vortreffliche Methode von Lichtersparnis. Ich werde aber das eklige Gefühl nicht los, daß Arbeitskraft geschunden werden soll, und wenn auch vorläufig von einer Verlängerung der Arbeitszeit nicht die Rede ist, so scheint mir doch die Verlängerung des Tageslichts als Verführung dazu höchst verdächtig, ganz abgesehn davon, daß die Verkürzung der Nacht allerlei volkshygienische Bedenken in mir weckt.

(Erich Mühsam im Tagebuch am 1. Mai 1916)