Datum/Zeit
Date(s) - 09/12/2018
19:00 - 21:00
Veranstaltungsort
asta Kneipe
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So., 9.12.18 – 19.00 Uhr – Vortrag:
Guido Kopp – Leben und Kampf eines (Berufs-)Revolutionärs
Referent: Gernod Fuchs (Salzburg)
Guido Kopp wurde nach dem 1.Weltkrieg vom bayerischen Soldaten zum Revolutionär. Als Vorsitzender des Soldatenrates und später Mitglied und Vorsitzender der KPD Ortsgruppe nahm er eine wichtige Rolle in der Revolutionszeit und Räterepublik in Rosenheim ein. Nach der Niederschlagung der Räterepublik kam er in Haft. Danach kämpfte er im österreichischen und im spanischen Bürgerkrieg und überlebte den Naziterror in den KZs Dachau und Buchenwald. Ab 1945 wieder in Salzburg schrieb er seine Erinnerungen nieder. Der Vortrag unternimmt eine Rekonstruktion seines Lebens.
Der Referent Gernod Fuchs ist ehemaliger Unteroffizier des österreichischen Bundesheeres und forscht u.a. zum Polizeiwesen im NS-Österreich.
Ort: Asta Kneipe, Hubertusstr.1, Rosenheim
Veranstalter: Geschichtswerkstatt Rosenheim, infogruppe Rosenheim, Kurt Eisner Verein.
Langversion:
So., 9.12.18 – 19.00 Uhr :
Guido Kopp – Leben und Kampf eines (Berufs-)Revolutionärs (Vortrag)
Referent: Gernod Fuchs (Salzburg) | Asta Kneipe, Hubertusstr.1, Rosenheim
Guido Kopp stammte aus der Gegend von Passau, wurde im I.Weltkrieg bayerischer Soldat, dann Revolutionär, vielleicht sogar Berufsrevolutionär, war Mitbegründer der kommunistischen Partei in Rosenheim. Er kam für Jahre ins Gefängnis, verließ Bayern und ging nach Österreich. Kämpfte dort im im Februar 1934 im Bürgerkrieg, wurde ausgewiesen, ging in die Tschechoslowakei und wurde auch von dort ausgewiesen.
Er nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und kam wieder in die für ihn verbotene Wahlheimat Österreich zurück. In Salzburg wurde er festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Von München aus wurde er in das KZ-Dachau eingeliefert. Dann folgten Jahre in Buchenwald. Dort trifft er in seiner Zelle den ehemaligen Sicherheitsdirektor Salzburgs, den Mann, der ihn an die deutschen Behörden ausgeliefert hatte. Dieser wurde von einem ehemals illegalen SS-Mann aus Salzburg besonders drangsaliert und zerbricht.
Kopp strandete 1945 in Salzburg, seiner Schicksalsstadt, von wo er 1937 in die Hölle geschickt worden war. Er schrieb seine Lagererlebnisse nieder, und veröffentlichte diese in seinem kleinen Buchverlag, beschäftigte sich noch weiter mit revolutionärer Politik und stirbt 1971.
War dies nicht ein Leben, voll von Hoffnungen und Idealismus, von Enttäuschungen und Tiefschlägen, von Verzweiflung und Wut gegen die Menschen, die seine Ideale nicht verstehen wollten oder nicht verstehen konnten, die ihn verachteten und einkerkerten?
Und zuletzt steht in der Zeitung:
Guido Kopp, Rentner, gestorben am 5. Dezember 1971 in Salzburg.
Das kann doch nicht alles gewesen sein?
Ein Revolutionär löst beim Leser meist spontan Zustimmung oder Ablehnung aus. Es ist dem Publikum überlassen, den Menschen Kopp zu erkennen, sein Leben zu bewerten steht mir nicht zu. Ich kannte ihn nicht persönlich. Er war für mich zuerst nur ein Name auf Papier. Mit näherer Beschäftigung entstand die Rekonstruktion eines faszinierenden Menschenlebens in einer verrückt gewordenen Zeit. Aber ich finde, dass man es jedem Leben, besonders aber einem solchen Leben, schuldig ist, nicht vergessen zu werden. Das war der Zweck dieser Arbeit.
Der Referent: Gernod Fuchs
Der Referent, Gernod Fuchs, ist ehemaliger Unteroffizier des österreichischen Bundesheeres aus Salzburg. Schwerpunkte seiner Forschungen sind das Polizeiwesen im NS-Österreich, das Kriegsende und die US-Besatzungszeit in Salzburg sowie noch nicht veröffentlicht das Thema „Ungarischer Kronschatz, 1945 in Salzburg“. Zu Guido Kopp hat er bereits 1997 den Aufsatz „Ich aber habe leben müssen … – Guido Kopp – Zur Biographie eines (Berufs-)Revolutionärs“ in der Zeitschrift „Salzburg Archiv“ ( Nr. 23, S. 191-206) publiziert.
Der Vortrag ist eine Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Rosenheim in Kooperation mit dem Kurt Eisner Verein. Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei.