1897 eröffnete das Hotel „Deutscher Kaiser“ im sogenannten Gillitzer-Block, welcher 15 großstädtische Wohn- und Geschäftshäuser umfasste. Als der Bauherr Thomas Gillitzer 1904 Konkurs ging wurde auch das Hotel mit über 40 Gästezimmern, mehreren Gaststätten- und Gesellschaftsräumen sowie einem großen prunkvollen Fest- und Theatersaal versteigert. 1915 übernahm Alois Bach als Pächter das Hotel, er kaufte es 1918.
Bild: Anzeige im Rosenheimer Anzeiger vom 13.11.1918
Während der Revolutionszeit wurde das Hotel in „Hotel Gillitzer“ umbenannt. In der Revolutionszeit wurde der Fest- und Theatersaal sowohl von revolutionären und sozialdemokratischen als auch von reaktionären Vereinigungen genutzt. Am 1.1.1919 sprach z.B. Minister Auer (MSPD) im überfüllten Saal des „Hotel Gillitzer“
Bild: Anzeige im Rosenheimer Anzeiger vom 01.01.1919
Zwischen den unterschiedlichen Besuchergruppen gab es auch immer wieder Ärger. Am 10.1.1919 berichtet der Rosenheimer Anzeiger beispielsweise über „hiesige Soldaten“ welche in „drohendem Tone die Entfernung der dort ausgehängten Versammlungsplakate der Bayerischen und deutschen Volkspartei“ forderten. Als am 25.1.1919 die Bayerische Regierung den obligatorischen Zwang zum Religionsunterricht beseitigt, organisierte Rudolf Kanzler (später an der Niederschlagung der Räterepublik beteiligt) eine Protestversammlung am 11.2.1919 im Hotel Gillitzer, bei welcher es zu Auseinandersetzungen kommt. In einem Bericht des Rosenheimer Anzeigers (vom 13.2.1919) heißt es: „(…) erreichte der wüste Lärm seinen Höhepunkt. Herr Dr. Michel (Religionslehrer a.d.V.) hatte seine Ausführungen noch nicht begonnen, als von einem der Umstehenden das Rednerpult umgeworfen wird. Dies ist das Signal zu einem allgemeinen Handgemenge. Ein unbekannter Zivilist faßt Herrn Doktor Michel am Halse. Kaplan Belz erhält einen Faustschlag ins Gesicht. Es entsteht im Saal ein ungeheurer Tumult, während dem eine allgemeine Flucht angetreten wird. Vereinzelt wird mit Maßkrügen und Bierseideln geworfen, zahlreiche Scheiben gehen in Trümmer. Mobiliar wird in großem Umfang zerstört. Es gab sieben bis acht Verwundete. Oberwachtmeister Fiedl, der Ruhe stiften will, wird tätlich angegriffen u. ist alleine machtlos. Endlich gelingt es einem der Soldatenräte einen der Hauptattentäter abzuführen. Es ist unbekanntes Individuum mit grauen Haaren.“ Auch Guido Kopp hatte 1919 ein Zimmer im Hotel Gillitzer. Nach der Niederschlagung des Bürgerputsches kam es zu einem Machtkampf zwischen Kopp und Ankirchner (Führer des Leibregiments) mit gegenseitigen Verhaftungsversuchen. Kögel beschreibt in seinem Buch einen Angriff auf Kopp im April 1919: „Man sagte, daß Kopp vier bis fünf Zimmer in Rosenheim hatte; eines davon im Hotel Gillitzer. Eines Nachts kam er heim und geriet an ein Maschinengewehr auf der Hoteltreppe. Hinter ihm eilten zwei ‚Leiber‘ (Soldaten des Infanterie-Leibregiments a.d.V.) die Treppe herauf, um ihn mit ihren Brownings niederzuknallen. Kopp entwischt und landet im Theatersaal des Hotels. Dort verschwand er urplötzlich vom Boden, und zwar im Souffleurkasten, wo er sich in nächtlicher Kühle in zerrissene Kulissenstücke einkuschelte. Am nächsten Morgen entstieg er durchs Fenster und floh nach Kolbermoor“ (S.259).
Auch nach der Räterepublik, bis etwa 1940, führte die Familie Bach das Hotel. Nach dem Zweiten Weltkrieg war im ehemaligen Hotelsaal das Kino „Kaiser-Lichtspiele“ untergebracht. Als 1973 Abbruchpläne bekannt wurden, kam es zu einer Protestwelle in Rosenheim, trotzdem stimmte der Stadtrat mehrheitlich für eine Neubebauung. Ende 1973/Anfang 1974 wurden das ehemalige Hotel Hotel Gilitzer und die angrenzenden Gebäude abgerissen. 1976 wurde an der Stelle des einstigen Hotel Gillitzer das Einkaufszentrum Gillitzerblock errichtet, mit einer dem „Innstadtstiel“ nachempfundenen Fassade. Vom historischen Gillitzer-Block ist nur noch das Haus in der Münchener Straße 4 erhalten.
Bild: Das Hotel „Deutscher Kaiser“ im Gillitzer-Block um 1912. Bildquelle Stadtarchiv Rosenheim. Eingebettet von: stadtarchiv.de/typo3temp/assets/images/watermark_253fc7e67e03b75a95dd5700eb53101dd50b688a.jpg
Bild (September 2018): An dieser Stelle war früher das Hotel Gillitzer. Ende 1973/Anfang 1974 wurden das ehemalige Hotel Hotel Gilitzer und die angrenzenden Gebäude abgerissen.
Zur Geschichte der Projekte von Thomas Gillitzer ist anlässlich einer Ausstellung auch das Buch „Der Traum vom Glück“ von Karl Mair erschienen. Das Buch beschäftigt sich nicht mit der Rätezeit, hat aber viele Abbildungen vom Hotel „Deutscher Kaiser“.
Weitere Infos gibt es auch beim Stadtarchiv: